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Kurt Elvers (1919-1945), Student an der Nordischen Kunsthochschule in Bremen . Er wurde am 20. Februar 1945 in Hamburg-Höltigbaum hingerichtet wegen einer Denunziation seiner Mitstudenten. |
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Das Buch ist ausverkauft. Einige Exemplare sind noch beim Autor für 5€ und 3€ Versandkosten erhältlich: hesse@hans-hesse.de |
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Ich stieß auf den Elvers-Fall während meiner Recherchen für meine Doktorarbeit über die Entnazifizierung in Bremen und Bremerhaven. Das Material schien mir zur Auswertung in der Doktorarbeit nicht geeignet zu sein. Außerdem hätte ich die Geschichte von Kurt Elvers (Kurzbiografien auf wikipedia und auf der Stolperstein-Seite Hamburg) nur kurz streifen können und das wäre dem Fall nicht gerecht geworden. Als ich nach Abschluss der Doktorarbeit und weiteren Forschungen zu dem Elvers-Fall zurückkehrte, stellte ich überrascht fest, dass die Geschichte der Nordischen Kunsthochschule (NKH) noch nicht geschrieben worden war. So gut wie nichts war über diese Einrichtung bekannt. Obwohl es einen kleinen Aktenbestand im Bremer Staatsarchiv gab. Während ich versuchte, Näheres über diese Einrichtung in Erfahrung zu bringen, sprach ich verschiedene Kreise in Bremen auf die Problematik an, u.a. den Verein “Erinnern für die Zukunft”. Als mein Manuskript immer mehr Gestalt annahm, wobei die wichtigste Entscheidung die Gliederung des Materials betraf - so wollte ich kein ‘übliches’ Geschichtsbuch schreiben, sondern eine Form wählen, von der ich annahm, dass sie dem Leser das Geschehen, die Verwicklungen, die Denunziationshierarchien unmittelbarer vermittelt - suchte ich nicht nur einen Verleger für das Manuskript (der erste Bremer Verlag am Ort formulierte unverschämte Bedingungen. Ein wichtiger Mitarbeiter des Verlages zeigte für den Inhalt und die Form wenig Interesse und fragte mich, ob ich eine Art ‘Resteverwertung’ aus meinen Forschungen über die Entnazifizierung betrieben hätte), sondern auch Personen/Institutionen in Bremen, die ähnlich wie ich der Auffassung wären, dass es bei der bisher ausgebliebenen Aufarbeitung der Geschichte der Nordischen Kunsthochschule nicht bleiben könne. Im Oktober 2009 schrieb ich den Präsidenten des Bremer Senats und den Rektor der Nachfolgeeinrichtung der NKH, die Hochschule für Künste, an. Beide zeigten sich aufgeschlossen für meine Idee, so dass im Sommer 2010 ein Gespräch mit dem Rektor der Kunsthochschule zustandekam, bei dem die Idee der Hochschule, zunächst ein Symposium durchzuführen, um ein wenig Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und eventuell im Nachgang weitere Unterstützer zu finden, diskutiert wurde. Der Rektor bat mich um Vorschläge zur Gestaltung und für Teilnehmer eines solchen Symposiums. Uns war klar, dass das Symposium eigentlich zu früh kam, denn Forschungsergebnisse, die man hätte diskutieren können, lagen bis dahin nicht vor. Im Februar 2010, anlässlich des 65. Todestages, hatte ich in der Zeitschrift “Vier” der Kunsthochschule erstmals den Elvers-Fall beschrieben, im Sommer des gleichen Jahres erschien ein längerer Aufsatz in der Bremer Zeitschrift “Arbeiterbewegung und Sozialgeschichte” (Heft 23/24, 2009, S. 85-104), der nicht nur den Fall Elvers ausführlicher schilderte, sondern ebenso erstmals erste Forschungsergebnisse zur Geschichte der NKH vorstellte. Nach der kleinen Tagung Ende Februar 2011 setzte die Kunsthochschule zwar ihre Bemühungen fort, fand aber keine weiteren Partner und stellte im Herbst zunächst ihre Bemühungen um eine Aufarbeitung ihrer NS-Geschichte weitgehend ein. Im Februar 2012 hat eine Hamburger Kunsthistorikerin einen Werkvertrag, die Geschichte der NKH betreffend, unterschrieben. Das Manuskript wurde im Januar 2015 veröffentlicht. Zudem plant die Kunsthochschule weitere Aktivitäten. Bestandteil der Tagung im Februar 2011 war ebenfalls eine STOLPERSTEIN-Verlegung des Künstlers Gunter Demnig für Kurt Elvers, Am Wandrahm 23, wo die NKH ursprünglich ansässig war. Die heutige Hochschule für Künste ist im wesentlichen im Hafen beheimatet, während die alten Gebäude der NKH gegenwärtig als Schulgebäude genutzt werden. Leider gab es bei der Verlegung eine Panne, so dass über Monate ein “Blindstein” die Stelle füllte. Erst Ende September 2011 wurde der richtige STOLPERSTEIN verlegt. Es gibt in Hamburg in der Osterstraße 26, dem langjährigen Wohnort Kurt Elvers’, bereits seit mehreren Jahren einen STOLPERSTEIN. Über das Schicksal des jungen Mannes war aber bislang nichts Genaueres bekannt. Am 25. Oktober 2011 hatte ich erfreulicherweise die Gelegenheit, in Hamburg in der Gedenkstätte Fuhlsbüttel und am 8. November 2011 in Bremen in der Buchhandlung Leuwer (TAZ-Artikel) über sein Schicksal zu referieren. Diese Lesung wiederholte ich am 20. Februar 2012 in der Buchhandlung Leuwer. Grundlage dieser Veranstaltungen war das Buch “Bis zur Narbe”, das ebenfalls zur Tagung erschien und von der Hochschule für Künste Bremen herausgegeben wird (die Typografie und Herstellung übernahm Christopher Schroer, der Umschlag wurde von zwei Studentinnen der HFK Bremen gestaltet, Sarah Bracker und Irina Gilgen, das Lektorat besorgte Gabriele Stöhr) . Das Buch besteht aus zwei Teilen, einem wissenschaftlichen Text, der Zahlen, Daten und Fakten nennt, und einem literarisierten Text, der, auf der Grundlage im Wesentlichen der Entnazifizierungsakte des Hauptdenunzianten, Gerhard Barnstorf, die Geschichte Kurt Elvers’ erzählt. Dieses Buch ist im Grunde genommen als eine Fortsetzung meiner Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Zwangsarbeiterin Nina Sawina zu sehen. Sie war im selber Alter und wurde ebenfalls im Februar 1945 erschossen. Vor ein paar Jahren startete ich zusammen mit der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln und Studenten der Alanus Kunsthochschule in Bonn-Alfter ein Projekt, das sich zum Ziel setzte, die Biografie von Nina Sawina in einem Künstlerbuch zu verarbeiten. Jede der Studentinnen sollte ein eigenes Unikat-Buch erstellen, das einen Versuch dieser Aufarbeitung repräsentieren sollte. Parallel zu den Arbeiten der Studentinnen unternahm auch ich den Versuch, eine Antwort darauf zu finden, wie z.B. ein “Gedenk-Buch” im Zusammenhang mit der Biografie Nina Sawinas aussehen könnte. Zusammen mit dem Düsseldorfer Fotografen Andreas Fragel und dem Bonner Grafiker Jürgen Forster erarbeiten wir ein kleines Auflagenwerk (20 Exemplare), zu dem ich den Text beisteuerte. Die Arbeiten der Studentinnen und unser Buch wurden in der Gedenkstätte Brauweiler, die hierzu einen Katalog herausbrachte, der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln und im Rathaus in Morsbach (der Ort, in dem sich das Zwangsarbeiterlager Nina Sawinas befand) gezeigt. Das Buch überreichten wir ausgewählten Bibliotheken, u.a. der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, der Gedenkstätte Brauweiler, dem NS-Dokumentationszentrum EL-DE-Haus in Köln usw. Konzeptidee war u.a. die Unverkäuflichkeit des Buches. Der Text war eine Literarisierung des Themas. Ähnliches habe ich in dem Buch “Bis zur Narbe” versucht. Der Leser wird zum Ermittler im Fall Elvers. Ihm werden die Stimmen der Denunzianten, der Mehr-oder-weniger-Beteiligten, der Staatsanwälte, des Opfer, des Denunzianten B. usw. vorgestellt, und auf diese Art und Weise entfaltet sich dem Leser der Fall vollständig in all seinen Verästelungen. Ein ‘übliches’ Geschichtsbuch ist das Buch ganz sicher nicht. Es ist schwierig, hierfür eine entsprechende Literaturgattung zu finden, einen Begriff, der dieser speziellen Darstellungsform gerecht wird. Diese Vorgehensweise hatte auf die Form des Buches großen Einfluss. So mussten schon aus Datenschutzgründen alle Beteiligten anonymisiert werden. Daher reduzierte ich die Stimmen auf ihre Funktion: der Vater, der Staatsanwalt, der Direktor, der Kameradschaftsführer, der Befreiungssenator, der Zeuge, der Künstler usw. Lediglich das Opfer nahm ich davon aus, während der Denunziant zu “Denunziant B.” wurde. Der Opfername ist der einzige Klarname in der Geschichte. Die Zersplitterung oder Fragmentierung der Geschichte in einzelne Stimmen ist im Grunde der Realität geschuldet. Wohl ergibt sich aus der Zusammensetzung dieser vielen Mosaiksteine ein Bild, aber ist es damit das, was wir als ‘die’ Wahrheit bezeichnen würden? Ganz sicher nicht. Das Bild ist das, was uns die Geschichte hinterlassen hat. Es ist zerbrochen und liegt in Scherben vor uns. Übrigens gilt dieser Realitätsbezug auch für die Textelemente, in denen im Buch das Kunstwerk eines Künstlers beschrieben wird. Wer will, kann sich ja mal nach Siegen aufmachen und das erwähnte Denkmal und anderes suchen. Lange Zeit drohte das Grab der Familie auf dem Hamburger Ohlsdorfer Friedhof eingeebnet zu werden. Die Gefahr, dass dies geschieht, scheint abgewendet zu sein. Die Friedhofsverwaltung erklärte sich freundlicherweise bereit, vorerst in dieser Sache nicht tätig zu werden. Nun ist eine Lösung insofern erfolgt, als dass mit dem am 9. September 2012 eingeweihten Gedenkstein auf dem Ehrenfeld für Verfolgte der NS-Herrschaft der Begräbnis- und Gedenkstätte der Geschwister-Scholl-Stiftung auf dem Ohlsdorfer Friedhof für Kurt Elvers das Gedenken an ihn gesichert ist (Video über die Gedenkveranstaltung). Es gab Planungen, den Familiengrabstein nach Bremen zu transportieren. Dies scheint nun überflüssig, so dass das Grab eingeebnet werden könnte. Desweiteren versuchte die Willi-Bredel-Gesellschaft in Hamburg eine Entscheidung für eine Straßenbenennung herbeizuführen. Im November 2012 hatten diese Bemühungen Erfolg. Nachdem der Name Kurt Elvers zunächst für die Umbenennung einer Hindenburg-Straße ins Gespräch gebracht wurde, hat die Bezirksversammlung in Hamburg-Wandsbeck beschlossen, einen kleinen Straßennamencluster in der Jenfelder Au nach Opfern der Wehrmachtsjustiz einzurichten. Zu den Personen, nach denen eine Straße benannt werden soll, gehört auch Kurt Elvers. So wird es also bald einen Kurt-Elvers-Weg in Hamburg geben. In Bremen hat die Schule, die heute die Räumlichkeiten der ehemaligen NKH bezogen hat (es handelt sich um die Berufsschule für Gesundheit), mehrere Erklärungs- und Infotafeln zum STOLPERSTEIN vor ihrer Eingangstür im Foyer aufgehängt. Vom 25. Januar bis zum 15. Februar 2013 wurde im Hamburger Rathaus die Ausstellung “Deserteure und andere Verfolgte der NS-Militärjustiz: Die Wehrmachtsgerichtsbarkeit in Hamburg” gezeigt. Unter den Fallgeschichten der Nachkriegszeit wurde auch auf die von Kurt Elvers eingegangen (vgl. Garbe, Detlef/Koch, Magnus/Skowronski, Lars unter der Mitarbeit von Claudia Bade, Deserteure und andere Verfolgte der NS-Militärjustiz: Die Wehrmachtsgerichtsbarkeit in Hamburg, Hamburg 2013, S. 58). Ist damit dem Gedenken an Kurt Elvers genüge getan? Ich meine nein. Irritierend war, dass am 9. September 2012 zu den Einweihungsfeierlichkeiten niemand von der heutigen Bremer Kunsthochschule erschienen war. Der Bremer STOLPERSTEIN ist nur ein erster Ansatz. Es fehlt m. E. ein Gedenkstein o.ä. an oder in der heutigen Kunsthochschule, sofern sie denn ernst damit machen will, sich ihrer NS-Vergangenheit zu stellen. Die Aufarbeitung der NS-Zeit scheint hochschulintern keine ungeteilte Zustimmung zu finden. Diesen Eindruck erweckt jedenfalls ein Artikel in der TAZ vom 7. Februar 2013. Und auch eine weitere Meldung macht stutzig: Am 28. und 29. Juni 2013 gab es ein in Bremen internationales Symposium mit dem Titel “Vernetzt - Kulturwissenschaften und Kulturpolitik”, bei dem es im zweiten Teil um Bremer Kulturinstitutionen unter dem Titel “Verstrickt - Bremer Kulturinstitutionen unterm Hakenkreuz” ging. In dieser Sektion wurde auch die Geschichte der Nordischen Kunsthochschule behandelt. Ein Vorbericht der TAZ v. 18.6.2013 meldete jedoch überraschend, dass eine ca. 200 Seiten umfassende Publikation zur Geschichte der NKH im Gegensatz zur Ankündigung vom Februar 2013 wegen der ungesicherten Finanzierung im Moment nicht erscheinen könne. Die Forschungsergebnisse aus dem anderthalbjährigen Projekt würden in Kurzform in einem Tagungsband des Symposiums dokumentiert. Dessen ungeachtet behauptet der neue Direktor der Kunsthochschule Ende Oktober 2013 gegenüber Radio Bremen zum Stand der Aufarbeitung über die NS-Geschichte seiner Kunsthochschule: “Wir haben uns der Geschichte zugewandt, sie wissenschaftlich erarbeitet und reflektiert”. Im Moment konzentrieren sich meine Forschungen zu Kurt Elvers darauf, offene Fragen zu klären: Wer waren die Richter? Wie muss man sich den Alltag in der NKH im Sommer 1944 vorstellen? War Elvers ein Einzelfall? Gibt es noch Zeichnungen, Aquarelle von Kurt Elvers? Lebt der Hauptdenunziant Gerhard Barnstorf noch? Lebt er in Bremen? Wer studierte im Sommer 1944 an der NKH? Hier gibt es Fortschritte zu verzeichnen: zur Gedenkstein-Einweihung am 9. September 2012 erschien völlig überraschend ein Zeitzeuge. Kurt Elvers und er waren vor dem Ausbruch des II. Weltkriegs Freunde. Sie hörten gerne Jazz. Kurz vor Kriegsausbruch verloren sie sich aus den Augen. Zur Veranstaltung brachte er ein Foto mit, das Kurt Elvers zeigt. Nunmehr hat dieser junge Mann ein Gesicht. Und noch mehr: der ehemalige Freund erzählte, dass er noch zwei Aquarelle von Kurt Elvers habe, aus der Zeit vor dem Studium an der NKH in Bremen. Es ist zu hoffen, dass noch weitere Details ans Tageslicht kommen werden. So gibt es z.B. von den Denunzianten und Denunziantinnen Fotos und Personalakten. Leider kann ich sie im Moment noch nicht veröffentlichen, weil die Archivgesetze bestimmte Fristen vorschreiben. Ab 2013 laufen diese Fristen jedoch aus, so dass auch die Denunzianten und Denunziantinnen bald ein Gesicht haben werden. Im Zuge der Vertiefung der Forschungen zu Elvers bleibt natürlich auch die allgemeine Geschichte der NKH in meinem Fokus. In Vorbereitung ist ein Aufsatz von mir und Elke Purpus über Carl Horn, dem langjährigen Direktor der NKH und Schwiegervater von Rudof Hess, mit dem Arbeitstitel “Carl Horn - Hitlers Maler”. Der Titel verweist auf die Tatsache, dass vermutlich Horn als erster bildender Künstler Reichskanzler Hitler porträtieren durfte. Bereits im Frühjahr 1933 suchte Hitler den Maler in seinem Münchener Atelier auf und stellte sich für mehrere Sitzungen zur Verfügung. Das Porträt wurde in der Tagespresse bereits überschwenglich gelobt, bevor es im Sommer 1933 in München in einer Ausstellung zum ersten Mal gezeigt wurde. Hier kaufte es der Bremer Kaufmann und überzeugte Nationalsozialist Ludwig Roselius und holte es nach Bremen. Das Gemälde ist bis heute verschollen. Gerade im Zusammenhang mit Carl Horn ist die Frage nach den Umständen seiner Ernennung zum Direktor der NKH von besonderem Interesse. Hierzu kursieren diverse Darstellungen. Die neueste von mir vor kurzem entdeckte lautet: “Mackensen, ein ausgewiesener Verfechter nationalsozialistischen Gedankenguts und blinder Verehrer Hitlers, lehnte aus fachlichen Gründen den Maler Horn, der der Schwiegervater von Rudolf Hess war, als Lehrer der Porträtklasse ab. Aufgrund von Horns Beschwerde auf allerhöchster Ebene wurde dieser aber dennoch eingestellt; allerdings nahmen im Wintersemester 1934/35 von den 27 Studenten der Akademie nur 2 an seinem Unterricht teil, was Horn veranlasste, gegen die in der Satzung festgelegte freie Lehrerwahl zu intervenieren; obwohl sich Mackensen dieser Forderung beugte und den entsprechenden Passus strich, wurde er am 1. April 1935 vom Dienst suspendiert und durch Horn ersetzt. Gegen die Entlassung von Mackensen und eine politische Bildungsarbeit am unterrichtsfreien Samstag protestierten 13 Studenten, die daraufhin von der Schule verwiesen wurden.” (Ich prüfe derzeit noch die Quelle dieses Textes). Hier wurden mehrere voneinander unabhängige Ereignisse und Fakten ineinandergeschoben und zugleich kreativ neu erdichtet. Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass gegenwärtig zur Geschichte der NKH noch ein gewisser Wildwuchs zu konstatieren ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass als Quellen zur Geschichte der NKH im Moment vermutlich häufiger Erinnerungen von ehemaligen Lehrern und Studenten herangezogen werden, die vielfach tendenziös sind. Rezensionen: - “Das dritte Buch auf dem Stapel ist „Bis zur Narbe“ von Hans Hesse. (Verlag Die neue Sachlichkeit). Die Narbe ist die des Grases, das über der Geschichte gewachsen ist. Konkret über einer Begebenheit in Bremen während des Zweiten Weltkrieges, Sommer 1944. Der Historiker Hans Hesse spürt in seiner ersten biografischen Erzählung den Umständen des Todes von Kurt Elvers nach, einem Studenten der „Nordischen Kunsthochschule“. Der junge Künstler wurde von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 20. Februar 1945 in Hamburg erschossen. Wie Hans Hesse das alles aufspürt und erzählt, ist ebenso bedrückend wie eindrucksvoll.” Inge Plettenberg, Saarländischer Rundfunk, 10.6.2011 - „Die Erzählung „Bis zur Narbe“ des in Bremen geborenen Historikers Hans Hesse ist ein vielseitiges und gelungenes Buch, das die Hinmordung des Studenten Kurt Elvers im Februar 1945 sowie die sich anschließenden Gegebenheiten bis in die Gegenwart thematisiert und dabei Wissenschaft und Literatur verbindet, ohne dass diese aber verschwimmen und sich dadurch wechselseitig entwerten würden. […] „Bis zur Narbe“ ist ein ausgesprochen gelungenes literarisch-wissenschaftliches Erinnerungswerk über einen von 20.000 bis 30.000 durch die Wehrmachtjustiz zum Tode Verurteilten und Hingerichteten. Die eindrucksvolle Mischung von Fakten und fiktiven Elementen lässt die Brutalität des NS-Justizsystems und die funktionierende Einheit von Denunzianten und Ausführenden, die beide dem Regime nützen, in beklemmender Weise deutlich werden. Rechtsgeschichtliche Vorkenntnis erfordert „Bis zur Narbe“ nicht und richtet sich so an einen weitläufigen Leserkreis. Es scheint gut geeignet – auch auszugsweise – Verwendung in gymnasialen Oberstufenkursen zu finden. Für die NS-Justiz-Forschung ist das Buch eine Bereicherung und beleuchtet besonders eindrucksvoll die menschlichen Seiten auf Opfer- wie auf Täterseite. Wie makaber der jahrzehntelange Umgang in der Bundesrepublik mit Opfern und Tätern war, lässt Hesse in den letzten Zeilen dann noch einmal deutlich werden: Die fünf am Kriegsgericht Verden tätig gewesenen Wehrmachtjuristen fanden alle nach 1945 wieder Verwendung als Richter.“ Aus: Peter Kalmbach, „Bis zur Narbe“ – Eine Erzählung über ein Opfer der NS-Militärjustiz von Hans Hesse, in: verdikt (Mitteilungen der Fachgruppen Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte in ver.di), 2.11 (November 2011, 10. Jahrgang, S. 9–10. „Die Spannung in der Erzählung baut der Autor durch verschiedene Kunstgriffe auf. Die seinerzeit beteiligten Personen kommen zu Wort: der Vater des Kurt Elvers, der Direktor der Kunsthochschule, sein Stellvertreter, Studentenführer, Standartenführer, Kameradschaftsführer, Professoren, Denunziant, Zeugen, Standortpfarrer, Gerichtsoffizier, das Opfer Elvers. Sie alle antworten wie auf Fragen eines Reporters und erzählen den Hergang der Denunziation aus ihrer Sicht. So kann der Leser/die Leserin sich leicht in die Rolle der jeweils ‚Befragten‘ hineinversetzen. Motivationen werden deutlich. Die sehr unterschiedlichen Absichten der Handelnden, die Abstufungen ihrer Taten bzw. Nicht-Tuns werden dadurch klar herausgearbeitet. […] Neben der durch den Autor geschickt aufgebauten Spannung, seine literarischen Ausflüge in den Siegener Schlossgarten, begeistern das exzellente Layout des Buches und die unterschiedlichen, gefälligen Schrifttypen bis hin zu den Seitenzahlen. Spannend nicht allein für historisch Interessierte! Lesenswert.“ Klaus Dietermann, in: Siegener Beiträge. Jahrbuch für regionale Geschichte, 16/2011, S. 232–233. Zuschriften von Lesern: “Sehr geehrter Herr Hesse, Ihr Buch habe ich mit großem Interesse nun gelesen und möchte Ihnen gratulieren. Der Aufbau in Form von Aussage-Protokollen passt vortrefflich zum Inhalt und gibt den Wandel von Beschuldigungen zu scheinheiligen Ausreden überzeugend wider. “Sehr geehrter Herr Hesse, Erlauben Sie mir, Ihnen mein Kompliment für dieses fast schon einmalige Buch zu senden. Es war verstörend wieder zu lesen, wie sich die deutsche Sprache und damit auch eine Persönlichkeit in nur 12 Jahren veränderte und direkt zum Tode eines Menschen führte. Selten las ich, dass ein deutscher Soldat so direkt die Massaker an Juden in Riga, Minsk und größere Umgebung öffentlich kundgab.”
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