Das Frauen-KZ Moringen
DAs-Frauen-KZ-Moringen

Hesse, Hans, Das Frauen-KZ Moringen 1933-1938. “... und wir daher an diesen Frauen verhältnismäßig gut verdienen. Es wäre daher erwünscht, möglichst viel weibliche Polizeigefangene aufzunehmen.” Hrsgg. von der Lagergemeinschaft und KZ Gedenkstätte Moringen e.V., Hürth 2002 (2. Auflage), ISBN 3-8311-0633-9, 224 S., 12 Abbildungen, 14, 90 €.

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Von 1933 bis 1938 existierte in dem ca. 25 Kilometer von Göttingen gelegenen Städtchen Moringen ein Frauen-KZ. Es war das erste, reichsweit zuständige Frauen-KZ und Vorläufer der späteren Frauen-Konzentrationslager in der Lichtenburg und Ravensbrück.

Ca. 1.350 Frauen wurden hier in den fünf Jahren gefangengehalten. Überwiegend waren es Zeuginnen Jehovas. Die zweitgrößte Gruppe waren Kommunistinnen (wie z.B. Hannah Vogt). Es folgten Remigrantinnen (Frauen, die aus dem Deutschen Reich ausgewandert waren und bei ihrer Wiedereinreise an der Grenze gefangengenommen in ein KZ eingewiesen wurden. Es handelte sich vornehmlich um Jüdinnen), Prostituierte, sog. “Rassenschänderinnen”, “Berufsverbrecherinnen”, Sozialdemokratinnen, eine Gruppe von Frauen, die auf Grund “abfälliger Äußerungen” in dem KZ inhaftiert waren, und Minderjährige, die von den Fürsorgebehörden in das KZ abgeschoben worden waren, lange bevor in Moringen ein Jungend-KZ eingerichtet wurde.

Dieses erste Frauen-KZ unterschied sich grundlegend von den späteren FKL. Es gab noch keine Winkel, keine Häftlingskleidung, keine Prügelstrafe und die Frauen wurden noch nicht von der SS bewacht. Dennoch - die psychische Belastung war enorm. Selbstmordversuche sind vorgekommen, eine Frühgeburt starb und die Ungewissheit ihrer Entlassung, dazu die Enge der Räumlichkeiten, lasteten schwer auf den Frauen.

Das Buch geht zurück auf ein Forschungsprojekt, das das Land Niedersachsen (Gedenkstättenreferat) förderte und das der Autor im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Moringen anfertigte. Zu diesem Forschungsauftrag gehörte ebenfalls ein Buch über das erste KZ, dem `frühen´ KZ in Moringen.

Die Jüdin Gabriele Herz schrieb über das FKL Moringen: “Wann einmal endet diese Qual? Bleibt man hier lebendig begraben? Unsere Existenz hier gleicht einem künstlichen Leben unter einer Glaskugel in einem luftleeren Raum. Wir sind ausgeschlossen von dem Blutkreislauf des wirklichen Lebens.”

Aus einer Buchbesprechung im Göttinger Tageblatt vom 7. November 2000:
“Dass Krack [gemeint ist der Direktor des Frauen-KZ, Hans Hesse] zu einer sehr weitgehenden Zusammenarbeit mit dem NS-Regime bereit war, belegt der Göttinger Historiker in seinem jüngst erschienenen Buch ‘Das Frauen-KZ Moringen 1933-1938’ anhand einer Fülle von Details. Hesse gibt einerseits einen systematischen Überblick über den Alltag im Lager und über die Häftlingsgruppen, andererseits zeichnet er viele Einzelschicksale mit persönlichem Hintergrund nach - es entsteht eine Gesamtsicht des Alltags in einem kleinen Konzentrationslager mitten in Deutschland. Moringen, zeigt Hesses Buch, war kein Großlager, schon gar kein Vernichtungslager, aber dennoch eine brutal operierende Einrichtung mit dem Ziel, Menschen zu zerbrechen.”

 

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