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Gedenk-Räume

Inszenierung von Denkmälern im öffentlichen Raum

Gedenkkunst ist Kunst im öffentlichen Raum. Vielleicht ist die Beziehung zwischen einem Kunstobjekt und des ihn umgebenden Raumes nirgends so wichtig und so sensibel akzentuiert wie im Bereich der Gedenkkunst. Kunst im öffentlichen Raum will und soll wahrgenommen werden. Sie konkurriert mit vielen anderen Objekten (Häusern, Werbung, Verkehrszeichen) im Raum (Platz, Straße, am/im Gebäude, Park) um die Aufmerksamkeit der Betrachter. Dies gilt im Besonderen für Denkmäler, für Mahnmale – worunter wir Denkmäler verstehen, die an die Weltkriege und/oder NS-Verbrechen, Opfer der NS-Verfolgung und des Widerstandes gegen die NS-Diktatur erinnern – allerdings in einem ambivalenten Sinne. Mahnmale dürfen nicht marktschreierisch auftreten, sondern sollen das Thema angemessen präsentieren.

Was aber ist der Gedenk-Raum? Ein Denkmal wirkt immer auf den ihn umgebenden Raum ein. Zugleich wirkt dieser das Denkmal umgebende Raum aber auf das Objekt selber ein, indem er etwa die Aussage des Denkmals unterstützt oder aber einschränkt, womöglich entscheidend verändert. Inszeniert ist dieser Wirkungs-Raum eines Denkmals/Gedenkobjektes immer dann, wenn er bewusst in das Konzept mit einbezogen wurde. Im optimalen Fall sind Wirkungs-Raum und Gedenk-Raum eines Objektes deckungsgleich. Jedoch beinhaltet der Wirkungs-Raum noch eine vierte Dimension, die am besten in dem Begriff Wirkungsgeschichte gespiegelt wird. Der Gedenk-Raum ist nicht statisch, unveränderlich, sondern ständigen Änderungen, ob gewollt oder nicht gewollt, unterworfen. Zunächst ist der Gedenk-Raum demnach ein analytischer Begriff, ein Werkzeug zur Interpretation des Objektes, aber auch ein zum Objekt dazu gehörender, weil die Einflussnahme des Objektes auf den es umgebenden Raum vom Künstler in aller Regel so gewollt wurde.

Dieser Band zeigt Beispiele dieser inszenierten Gedenk-Räume anhand von Gedenkobjekte und ihrer Platzierung im Raum in Köln.

Hans Hesse, Elke Purpus, Gedenk-Räume, Fotografien von Britta Schlier und Sabrina Walz, Köln 2011 (Kleine Schriften der Kunst- und Museumsbibliothek, Band 1), ISBN 978-3-942898-00-3, 36 S., 25 farbige Abbildungen, 5€