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Sinti und Roma

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Interview über die aktuelle Gedenktopografie Bremens zur NS-Verfolgung der Sinti und Roma: “Da gbt es in Bremen noch einiges zu tun” - Interview mit Gerald Weßel, in: Weser-Kurier v. 14.12.2017 und mit Simone Schnase, “Auf der Arbeit abgeholt”, in: taz v. 14.12.2017. Vgl. a. den Fernsehbeitrag “Endstation Auschwitz” von Radio Bremen v. 8. März 2018 und den Zeitungsartikel “Durch die Polizei abgeholt” in der taz v. 6. März 2018.

Die Gedenkspur zur NS-Verfolgung der Sinti und Roma des Künstlers Gunter Demnig in Köln, dem unmittelbaren Vorläufer-Projekt zu den STOLPERSTEINEN, wird zum Teil ersetzt und dadurch dauerhafter gemacht. Fotos von der Verlegung am 3. September 2014.

Hinweis auf ein interessantes Dokumentar-Theater-Projekt: “Zur Endlösung der Zigeunerfrage” - Ein fiktives Symposion ...

Veröffentlichungen zum Thema “NS-Verfolgung der Sinti und Roma”

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Aufsätze:

- Hesse, Hans, “Für eine Entlassung empfohlen” - Die Verbrechen der Nationalsozialisten an Sinti und Roma gerieten immer wieder in Vergessenheit, in: DAMALS, Heft 10/1994, S. 53.

- Hesse, Hans, Wilhelm Mündtrath - Kriminalsekretär des Bremer “Zigeunerdezernats”, in: Danckworth, Barabara/Querg, Thorsten/Schöningh, Claudia (Hg.), Historische Rassismusforschung. Ideologen-Täter-Opfer. Mit einer Einleitung von Wolfgang Wippermann, Hamburg 1995, S. 246-272.

ders., Täter: Polizei und Wissenschaft, in: Zett, März 1995 (Zeitschrift des Kulturzentrums Schlachthof Bremen, S. 7 (Die Titelgeschichte erschien anlässlich der Aufstellung des Mahnmals am Bremer Schlachthof am 9. März 1995)).

- ders., Augen aus Auschwitz. Der Fall Dr. Karin Magnussen, in: Arbeiterbewegung und Sozialgeschichte. Zeitschrift für die Regionalgeschichte Bremens im 19. und 20. Jahrhundert, Heft 6, Dezember 2000, S. 55-64.

- ders., Die Bambergers. Fragmente zur NS-Verfolgung und zum Gedenken einer Bremer Sinti-Familie, in: Bremisches Jahrbuch, Bd. 96/2017, S. 161-181.

- ders., “... durch die Polizei abgeholt”, in: taz v. 6.3.2018.

- ders., Ein Grab als Denkmal - Der Gedenkstein der Sinti-Familie Schmidt auf dem Waller Friedhof, in: Bremisches Jahrbuch Bd. 98/2019, S. 257-272.

- ders., Den Opfern ein Gesicht geben, in: Weser-Kurier v. 24.1.2020, S. 13.

- ders., Erst Kaninchen, dann Menschen. Die Bremer Biologin Karin Magnussen beteiligte sich in Auschwitz an Menschenversuchen, in: Weser-Kurier v. 18.4.2020, S. 13.

- ders., Die fast vergessene Deportation. Die Verhaftung der Sinti und Roma am 16. Mai 1940 markiert den Beginn des Völkermords, in: Weser-Kurier v. 16.5.2020, S. 13.

- ders., “Der zweite Himmler” - Vor 60 Jahren erstattete Julius Dickel Strafanzeige gegen Wilhelm Mündtrath, NS-Verfolger der Sinti und Roma, in: Weser-Kurier v. 17.4.2021, S. 10.

Rezensionen:

- Karola Fings, Ulrich F. Opfermann (Hrsg.): Zigeunerverfolgung im Rheinland und Westfalen 1933–1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, Paderborn 2012, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 63/2013, S. 340-341.

Gedenkspur zur NS-Verfolgung der Sinti und Roma in Köln

Bei diesem Projekt handelt es sich um das Vorläufer-Projekt zu den STOLPERSTEINEN. Es hieß: MAI 1940 – 1000 ROMA UND SINTI. Es gibt einen Bericht, der das Zustandekommen dieser Aktion authentisch schildert: „Gunter lernte ich Anfang 1990 im Friesenviertel in der Kneipe Grüneck kennen‘, erzählt Kurt Holl, Gründungsmitglied des Rom e.V. ‚Er arbeitete damals an einem Projekt, das zum Ziel hatte, den ersten Artikel der Menschenrechtserklärung der UNO in alle Sprachen der Welt in Bleiplatten [Tontafeln. Gemeint ist das Projekt „Gesetzestafeln“, d. A.] zu gravieren und zwar in der internationalen Lautschrift. Er bat mich, ihm die Übersetzung auf Romanes zu besorgen. Wir unterhielten uns über seine bisherigen Kunstaktionen, etwa über das Projekt Ariadne-Faden […]. Ich fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, zum 50. Jahrestag der Deportation der Roma und Sinti, der bevorstand, eine ähnliche Spuraktion zu konzipieren. Zwei Wochen später ließ sich Gunter aus dem Vereinsarchiv und von der Historikerin Karola Fings alle historischen Daten über dieses Ereignis geben. Dann präsentierte er folgenden Vorschlag: Vom Ausgangspunkt der Deportationsmaßnahme, dem Schwarz-Weiß-Platz im Kölner Westen bis zum Lager in der Kölner Messe, jenseits des Rheins, werde eine Farbspur gelegt, die zugleich durch die damaligen Wohnviertel der Roma und Sinti führt, also dem Weg, den die LKWs nahmen, als sie die Familien abholten.‘ […] Der 1,2m lange Text der Spur, der nahtlos mehrere tausend Mal mit Hilfe einer Schablone abgerollt wurde, sollte lauten: Mai 1940 – 1000 Roma und Sinti.“

Am 6. Mai 1990, Sonntagmorgens um sechs Uhr (zu diesem Zeitpunkt begannen auch die Deportationen der Sinti und Roma), begann bei strahlendem Sonnenschein die Aktion. Keiner der Beteiligten konnte 1990 ahnen, dass diese Kunstaktion zur Geburtsstunde der STOLPERSTEINE führen würde. Zumal zunächst auch die Gefahr drohte, dass Demnigs Spur, auch wenn sie mit schwerlöslicher Außenbinderfarbe aufs Pflaster aufgetragen worden war, verschwand, wie die Spuren anderer Projekte, und somit vermutlich ‚nur‘ eine Dokumentation dieser Kunstaktion die Zeiten überdauert hätte. Große Teile der Spur überstanden den Sommer  und am 5. Oktober 1990 stellte der Rom e.V. den Antrag, die Spur unter Denkmalschutz zu stellen und dauerhaft zu erhalten. Es begann ein langer Weg durch die Bürokratie. Zunächst machte sich der Kulturdezernent der Stadt, Peter Nestler, die Idee zu eigen und regt an, einen Teil der Spur zu konservieren. 1991 kaufte das Kölnische Stadtmuseum einen Spurabdruck auf schwarzer Pappe und hing ihn in die Dauerausstellung. Dann kam das Projekt ins Stocken. In dieser Situation entschloss sich Demnig zu einer weiteren, spektakulären Aktion: Am 16. Dezember 1992 gräbt der Künstler – wieder zusammen mit Rom e.V. – vor dem Historischen Rathaus in Köln einen Stein in das Pflaster, mit einem in eine Deckplatte aus Hartmessing geschlagenen Text. Es ist der so genannte Auschwitz-Erlass Himmlers vom 16. Dezember 1942, der die Deportationen der Sinti und Roma im März 1943 anordnet. Demnig nennt diesen Stein: STOLPERSTEIN.

Im März 1993, 50 Jahre nach den Auschwitz-Deportationen der Sinti und Roma, beschloss der Rat der Stadt Köln, „der dauerhaften Sichtbarmachung des Leidensweges der Roma und Sinti im Mai 1940 in Form von eingelassenen, beschrifteten Platten in die Gehwege“ zuzustimmen – mit dem Zusatz: „Der Rat nimmt die Maßnahme als Schenkung entgegen.“ Bezahlen wollte er dafür nicht. Die Kosten für die an 23 Stellen in der Stadt einzulassenden Schriftzüge übernehmen private Sponsoren. Der Ratsentscheidung wurde jedoch vorgegriffen als bereits Ende Januar 1993 der erste Messingschriftzug vor dem Kölnischen Stadtmuseum in das Straßenpflaster eingelassen wurde. Direktor Dr. Werner Schäfke hatte den Künstler gebeten, anlässlich der Initiative „Kölner Museen gegen Fremdenhass“ einen Schriftzug vor dem Museumsgebäude zu setzen. Die Patenschaft übernahm der Verein der Freunde und Förderer des Stadtmuseums.

Beim Verlegen des Messingschriftzugs am Großen Griechenmarkt wurde Demnig von einer Frau angesprochen. Sie behauptete, dass hier ja gar keine Zigeuner gewohnt hätten. Diese Bemerkung führte Demnig zu einer neuen Überlegung. „Die Menschen in dem Viertel lebten ganz normal, nachbarschaftlich zusammen. Zigeuner waren wie anderen gemeinschaftlich eingebunden, mit den jüdischen Mitbürgern muss es ähnlich gewesen sein. Es interessierte nicht, ob jemand vielleicht fremd oder anders aussah, etwas anderes glaubte oder einer anderen Volksgruppe angehörte. Und trotzdem wurden diese Menschen später deportiert, ohne nennenswerten Widerstand ihrer Nachbarn. Auschwitz war der Ziel- und Endpunkt, aber in den Wohnungen und Häusern begann das Unfassbare, das Grauen.“  Die Folge dieser Überlegung: die STOLPERSTEINE.

Am 3. September 2014 setzte Demnig die Ersetzung der Spur durch dauerhafteres Material fort. Die Fotos zeigen die Verlegeaktion vor dem Historischen Rathaus in Köln.

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"Zur Endlösung der Zigeunerfrage. Ein fiktives Symposion, Berlin 1942"

Ein Dokumentar-Theater-Projekt des Historikerlabors

Der Zusammenhang von Vorurteil, Wissenschaft und Völkermord an den Sinti und Roma wird in europäischer Perspektive dargestellt.
Im “deutschen Oxford” treffen sich internationale Wissenschaftler zu einem Symposion - wie es im Herbst 1942 stattgefunden haben könnte: Anthropologen, Eugeniker, Kriminalbiologen und Feldforscher der Rassenkunde - Zigeuner sind ihre Forschungsobjekte.
Zu den Wissenschaftlern gesellen sich sogenannte Praktiker des Massenmords: 1942 hat der Genozid an den Romvölkern bereits begonnen, in deutschen und kroatischen Konzentrationslagern, hinter der Ostfront.
Die Spuren der Klassifizierung und Eliminierung von “geborenen Verbrechern” und “Parasiten am gesunden Volkskörper” bis in unsere Gegenwart hinein, sind dabei zentraler Bestandteil des interaktiven Dokumentar-Theater-Projekts.

Mehr Info: www.historikerlabor.de